Unsere Neuseelandreise - "Unvergesslich - Everything will be good!"

img 2479Am 10.4.2020 gegen 05.40 Uhr deutscher Zeit landete die Maschine der Air NewZealand NZ1592 auf dem größten deutschen Flughafen in Frankfurt. Für uns endete damit eine Urlaubsreise, die so nicht geplant war und wir auch sicherlich so schnell nicht vergessen werden.

Wie bereits berichtet war geplant, unser Traumreiseland 3 Wochen mit dem Camper zu bereisen, was auch für knapp 2 Wochen möglich war und wir von der Nord- und Südinsel einiges sehen konnten. Allerdings mit der Schließung der Grenzen Neuseelands am 19.3.2020 und darauffolgend auch die Sperrung von Transferbereichen für deutsche Touristen z.B. in Australien hatte sich die Situation für alle Touristen dramatisch verändert. 

 

Wir waren bis zu diesem Zeitpunkt davon ausgegangen, dass Neuseeland mit den bis dahin wenigen Infektionen als sicheres Reiseland gilt, daher waren wir über die dramatisch gestiegenen Fallzahlen und die drastischen Maßnahmen der neuseeländischen Regierung überrascht worden. Waren wir noch eben davon überzeugt, dass unser Rückflug über Dubai kein Problem darstellt, hatte sich das innerhalb weniger Stunden drastisch gewandelt. Trotz der frühen Rückreise am 20.3.2020 waren alle noch bezahlbaren Flüge in Richtung Deutschland oder Europa ausgebucht. Australien hatte nur einen zeitlichen Korridor bis zum 22.3. gewährt, um europäische Touristen noch passieren zu lassen. Da es nach Neuseeland keine Direktflüge gibt (es gibt keinen Ort, der weiter entfernt ist auf diesem Planeten) saßen wir richtig fest. Für uns war der Urlaub innerhalb weniger Stunden zu einem Alptraum geworden, da ein Rückflug in den kommenden Tagen oder Wochen aussichtslos schien. Da bekommt man Panik und Existenzangst, da man gegen ein solches Szenario nicht abgesichert ist und z.B. auch die Reisekrankenversicherung nach 63 Tagen endet und unendlich Urlaub bekommt man vom Arbeitgeber auch nicht! Über so etwas denkt man im Vorfeld eines Urlaubs einfach nicht nach.

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Glücklicherweise hatten wir bereits zwei Rettungsengel an unserer Seite, unsere Freunde Susan und Chanel aus dem Jahr 2018 hatten uns eine bezahlbare Unterkunft in Christchurch besorgt, wo wir am dann am Ende 2,5 Wochen in Isolation verbracht haben. Das Schließen der Geschäfte und Restaurants am 24.3. und der eigentliche Lockdown am 26.3.2020 veränderten schlagartig das gesamte Leben auf der Pazifikinsel.

Das war seit dem Lockdown seit dem 26.3. dann auf 16 m² ein wenig wie eingesperrt sein. Das ist sicher ähnlich der Situation in Deutschland, allerdings ist es am Ende der Welt noch ein wenig schwieriger, wenn man keine Familie oder Freunde in der Nähe hat und komplett auf sich selbst gestellt ist. Einzige Möglichkeit zu kommunizieren und das immer zeitversetzt um 10 Stunden sind soziale Medien, die einem zumindest die Möglichkeit geben auch kostenlos anzurufen oder Nachrichten zu schreiben, das hat uns immer noch ein wenig aufgemuntert. An dieser Stelle möchten wir auch einmal eine Lanze für Social Network brechen. Durch die Vernetzung innerhalb von gleichgesinnten, war es möglich recht schnell an aktuelle Informationen und Erfahrungen zu kommen, an die man so schnell auch nicht durch eigene Recherche kommt. Da es am Ende knapp 12.000 Gestrandete deutsche Urlauber traf, hatte man das Gefühl, nicht allein auf weitem Ozean zu sein. Beim Austausch innerhalb dieser Gruppe konnten wir unsere Lage als relativ gut schätzen lernen. Es gab viele Leute, die mehrfach Flüge gebucht hatten, die nicht stattfanden oder man sie vor dem Check-In stehen lassen hatte. Man ist in dieser Sache sehr hilflos, da hier das EU-Recht nicht gilt. Auch in Bezug auf Übernachtungen gab es einige Leute, die mitten im Land mit dem Camper angehalten worden sind oder die teilweise am Airport fast als Obdachlose sich durchschlagen mussten. Von alledem haben wir zum Glück nicht viel mitbekommen, wir sind dankbar, dass wir mit den Kiwis Gastgeber gefunden haben, die unter den widrigen Umständen immer freundlich und nett gegenübergetreten sind. Das ist sicherlich nicht in jedem Land in der weiten Welt so passiert.

Die Neuseeländische Regierung unter ihrer Prime Minister Jacinda Arden hat sich zum Ziel gesetzt, die Neuerkrankungen auf „Null“ zu bringen und damit diese Krankheit zu stoppen. Daher erscheinen die politischen Schritte ziemlich drastisch, aber die derzeitigen Fallzahlen (ca. 1300 landesweit) belegen den Erfolg eindrucksvoll. Daher hatte sich die Regierung eine Bedenkzeit bis zum 01.04.2020 erbeten, um sinnvolle Maßnahmen zur Ausreise der gestrandeten Urlauber festlegen zu können. Mit der Pressekonferenz am 02.04. wurden dann zumindest die Randbedingungen für den geordneten Transport der Urlauber zum Flughafen festgeschrieben. Diese gut 5 Tage Ungewissheit waren für uns die schlimmsten Tage überhaupt, da man nicht so recht wusste, wann und wie man wieder in die Heimat kommt. Die zweite Unsicherheit war dann, welcher Flug uns dann nach Hause bringen wird und das war ein Geduldsspiel. Für die Deutsche Botschaft in Wellington war es eine Herkulesaufgabe, die von den 14 Mitarbeitern alles abgefordert hatte. Man musste bei 12000 Leuten ermitteln, wo sie sich derzeit befinden und wie sie zum Flughafen kommen können. Da es eine vergleichbare Aktion noch nie gegeben hatte, war es sicherlich nicht einfach es allen recht zu machen. Aber Stand heute am 14.04.2020 hat man den letzten Flug in Richtung Deutschland abgefertigt und alle registrierten Urlauber sowie einige andere EU Bürger sind zu Hause oder fliegen noch. Daher möchten wir uns ausdrücklich noch einmal bei allen Mitarbeitern der Deutschen Botschaft und des Auswärtigen Amtes ausdrücklich bedanken, die uns die Rückreise tatsächlich auch ermöglicht haben.

Mit der Landung in Frankfurt nach 5 Wochen sind wir wieder zurück in der Heimat. Wir möchten allen noch einmal Danke sagen, die uns von der Ferne die Daumen gedrückt haben. Vor allem unserer Tochter, die uns 5 Wochen von zu Hause geholfen hat, die Zeit zu überstehen. Jetzt heißt es nach vorn schauen. Sicherlich gibt es derzeit ganz andere Herausforderungen im ganzen Land zu bewältigen und wir dafür möchten wir auch den Helden des Alltags in diesen schweren Tagen noch einmal Dankeschön sagen.

Nach nunmehr 3 Wochen Quarantäne und einer Woche Arbeit ist der Alltag wieder bei uns eingekehrt. Es ist einfach schön, wenn man wieder mit Freunden und Kollegen direkt sprechen kann und freuen uns auf bessere Tage. Die 5 Wochen Neuseeland werden wir so schnell nicht vergessen und wohl auch unseren Enkeln darüber erzählen. Aber 2022 sollten wir die letzten Ecken des Landes noch einmal besuchen, das sind wir den Kiwis einfach schuldig.

Peter und Annett Lützkendorf

02.05.2020