28.3.2020 Spaziergang in der Red Zone von Christchurch

20200328 RedZoneEin wenig wehmütig mussten wir heute feststellen, dass eigentlich unser offiziell letzter Urlaubstag angebrochen ist. Eigentlich hätten wir heute unsern Camper heute mit vielen schönen Erinnerungen an den Urlaub zurückgeben müssen. Eigentlich und hätte, hätte – Fahrradkette! Wir können an dieser Situation leider nichts ändern. Alle Möglichkeiten, einen anderen Flug zu bekommen, haben sich förmlich in Luft aufgelöst.

Für alle Touristen sind auch Inlandsflüge tabu, so ist auch ein möglicher Flug mit Quatar Airlines keine Alternative. Es gibt hier einige der 12000 Gestrandeten, die schon etliche Euro draufgezahlt haben. Das Schlimme an der Sache: Wir sind hier außerhalb der EU und alle gesetzlichen Grundlagen für Kostenrückerstattung gelten hier nicht. Mit großem Glück bekommt man einen Fluggutschein, mit dem man „ein wenig durch die Welt“ jetten kann. Einige haben schon so viele Gutscheine, dass es locker für eine Weltreise reicht. Das ist schlimm genug, dass aus solcher Not auch noch profitiert wird. Wir selbst schauen wahrscheinlich auch komisch aus der Röhre. Emrites zahlt nix und Opodo meldet sich nicht. Unsere Tochter hatte da zwei Stunden in der Warteschleife gehangen, um dann plötzlich getrennt zu werden. Leider ist auch ein Portal für Kostenrückserstattung spezialisiert ist abgesprungen, Flug kommt nicht aus Europa also gelten die Richtlinien nicht!

Für uns hieß es daher nach dem Frühstück, ein wenig spazieren zu gehen. Dankenswerterweise hatte uns Susan unser Engel in der Not noch ein wenig mit Essen ausgestattet, sie war extra früh in den Supermarkt gefahren, um möglichst wenig Kontakt zu anderen zu haben.

Gleich hier um die Ecke quert die Barbadous Avenue den Avon River, der durchs ganze Zentrum fließt. Da war unser selbst gestecktes Ziel, 10 Kilometer entlang zu marschieren. Überraschenderweise ist dieser Avon Walk auch offiziell ausgeschildert und mit Kilometerschildern ausgestattet. Am Ende der 10 Kilometer vom Zentrum ist man an der Ostküste in Brighton Beach. Ein wenig hatten wir uns eigentlich auch gewundert, warum hier eine solche Straße entlang des Flusses so verwildert aussieht und auch ein riesiges Gelände entlang des Flusses und östlich der Stadt so brach liegt. Bei Google konnte man noch Straßen und einzelne Geschäfte erkennen. Die Erkenntnis kam erst beim Anblick einer zerstörten Brücke, die wie eine Ziehharmonika neben dem Fluss liegt: Hier handelt es sich um die sogenannte Red Zone: Das heißt mit anderen Worten hier darf nicht mehr gebaut werden. Als 2011 die Erde bebte hat sich unterhalb des Bereiches bis zum Stadtzentrum die Erde verflüssigt und der ganze Untergrund ist so instabil geworden, dass alle Häuser hier bis zur Innenstadt hin keine ausreichende Stabilität mehr hatten und haben. Daher sind mehr al 10.000 Häuser in den Jahren abgerissen worden und viele Einwohner umgezogen. Wenn man die Bilder der aus 2010 und heute vergleicht, ist das schon schockierend. Auch hier in der Bayley Avenue gab es damals große Zerstörungen und das vor allem bei massiv gebauten Häusern, die man hier zunehmend weniger sieht. Das hat auch seinen Grund, alle neuen Häuser müssen erdbebensicher gebaut werden, so sie denn noch genehmigt werden.

Der Bereich der Red Zone wird jetzt von der Stadt zu Wetlands umgestaltet und man überläßt es der Natur, die Flächen wieder zurückzuholen. Eine spannende Sache und von der Vision her eine Super Idee, so kann man irgendwann mit dem Rad oder zu Fuß durch grüne Wälder zum Meer kommen. Ein wenig davon spürt man bereits jetzt. Auf dem Weg dorthin kommen und jede Menge Radler und vor allem Läufer entgegen, die es nach draußen zieht. Was man wieder mitbekommt: sie lassen sich nicht hängen die Kiwis und machen das beste aus der auch für sie schlimmen Zeit. Und vor allem haben sie immer ein Lächeln und ein kleiner Gruß ist auch kein Problem. Ich übersetze das immer mit : Heeda? Man kann sie nicht immer verstehen die Kiwis, aber dafür lieben wir sie.

Also wir halten durch und hoffen auch für alle zu Hause, dass sie gesund und munter sind!  Durch diverse Medien sind wir ja virtuell miteinander verbunden, das ist auch gut so.

Viele Grüße von Anntt und Peter aus Christchurch